Unsere Welt und die Informationen, die wir über sie erhalten, werden immer komplexer und diskursiver. Die Flut an News, Darstellungen des Zeitgeschehens und stimmgewaltigen Standpunkten zu verarbeiten wird zu einer individuellen, aber auch einer sozialen Herausforderung. Denn gerade in Zeiten von Krisen und Umbrüchen, wenn die Debatten in den sozialen und klassischen Medien zwar besonders heiß-, aber doch immer wieder ins Leere laufen, sind zuverlässige Orientierungspunkte von höchstem Wert. Die Expertise der Wissenschaft kann hierfür ein wichtiger Anker sein.

Doch bringt die aktive Teilnahme am Diskurs für Forschende und ganze Disziplinen auch Fallstricke mit sich: Während z.B. Virolog:innen im Verlauf der Corona-Pandemie zu Stars, jedoch gleichzeitig zu Zielscheiben für ungezügelten Hass wurden, geriet im Frühjahr 2022 eine politisch nicht irrelevante Twitterdebatte unter Ökonom:innen über ein Embargo russischer Energie heftig aus dem Ruder. Den Osteuropawissenschaften wurde von einigen Kritiker:innen sogar ein Versagen der gesamten Disziplin unterstellt – schließlich hätten sie den russischen Angriffskrieg voraussehen und uns alle davor warnen müssen.

Im LunchTalk wollen wir über Chancen, Zugänge und ideale Plattformen für Forschende in gesellschaftlichen Diskursen, aber auch über Hürden und berechtigte Berührungsängste sprechen. Welche sind geeignete Formate und Kanäle, um die eigene Expertise einzubringen? Wo könnten Barrieren abgebaut werden – und welche konkreten Anknüpfungspunkte bleiben aktuell noch ungenutzt?

Deborah Arbes und Julian Koller sind Teil des te.ma-Teams. Mit te.ma möchten sie Raum für gesellschaftliche Debatten schaffen und dabei eine wissenschaftlich fundierte Diskussionsgrundlage bieten.