25 Kommunikationstipps
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Klaus Tschira Stiftung veröffentlichten wir im Jahr 2020 auf verschiedenen Social-Media-Kanälen (Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn) 25 Kommunikationstipps.
Die Tipps behandeln fünf wesentliche Bestandteile der NaWik-Lehre: Grundlagen der Wissenschaftskommunikation, verständliches Schreiben, Soziale Medien, Visualisierung und Dialog. Freut Euch bald auf geballtes #Wisskomm-Wissen zu Themen wie: Kommunikation mit verschiedenen Zielgruppen, Storytelling, Wissenschafts-Comics, Präsentation von Forschungsinhalten, Krisenkommunikation und Vertrauen.
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Den Stil an das Medium anpassen Der Kommunikationsstil
Nur Mut! Viele Forschende verlassen in der Kommunikation die sachliche Wohlfühlecke nur ungern. Doch gerade das verlangt so manches Medium: Wer etwa einen Kommentar verfassen möchte, darf nicht vor Wertungen zurückschrecken. Häufig ist gerade von Wissenschaftler:innen eine Einschätzung gefragt. Mit einer pointierten Meinung tun sie ihren Mitbürger:innen einen großen Gefallen, ohne um ihr Ansehen fürchten zu müssen – solange sie sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Nicht nur persönliche Meinungen, sondern auch Emotionen sind je nach Medium und Zielgruppe erlaubt: Wer Zuhörer:innen nicht nur Fakten vermitteln will, sondern auch die Begeisterung für das eigene Fach nahebringen möchte, darf den eigenen Gefühlen Ausdruck verleihen. Etwa mit Aussagen wie „ich mache mir Sorgen, dass…“ oder „ich bin überzeugt“ u.v.m. Hier gilt natürlich: Nicht übertreiben und klar stellen, dass dies eine persönliche Meinung ist. Wissenschaftler:innen sollen nicht zu Panikmacher:innen oder Clowns werden.
Wer sich bewusst von der rein sachlichen Argumentation löst, bekommt automatisch mehr Aufmerksamkeit. Forschende, die damit verantwortungsvoll umgehen, haben sie auch mehr als verdient. Wie Wissenschaft in die Medien kommt, erklärt unsere Dozentin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim in diesem Video.
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Sich kurz fassen Verständlich formulieren: kurz Kurz gesagt: Ein Gedanke, ein Satz!
Das heißt übrigens nicht, dass der Satz dann einen ganzen Absatz umfassen darf. Den Sinn von Sätzen mit 20 Wörtern und mehr erfassen die meisten von uns nur noch mit Mühe. Mehrere kurze Sätze dagegen sind leichter zu verdauen. Ein Text wird gleich viel schlanker, wenn man Hauptsachen in Hauptsätze packt, Einschübe auflöst und sich auf das Wesentliche beschränkt. Dazu gehört, auf Allgemeinplätze wie „aber bekanntlich wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“ zu verzichten – einfach schreiben, was ist. Das reicht schon.
Es lohnt sich, einen Text abschließend noch mal auf Füllwörter hin durchzulesen. Sie werden überrascht sein, wie viele „sozusagen“, „auch“ und „gewissermaßen“ überflüssig sind.
Ein echtes Problem sind Bandwurm- und Schachtelsätze: Ein mit vielen langen Wörtern geplagter Text schreckt auch gutmeinende Leser:innen schnell ab – und für Hörer:innen gilt dies erst recht, denn beim Zuhören gibt es kein „Zurückblättern“.
Wenn wir über Kürze reden, läuft ein winziges Satzzeichen zu ganz großer Form auf: der Punkt. Ein Punkt am Satzende bedeutet eine Denkpause für die Leser:innen. Das Satzende bietet uns die Chance, noch einmal schnell abzuchecken, ob wir verstanden haben, was gemeint war. Und dann geht’s weiter mit dem nächsten Satz.
Das gilt übrigens auch für Absätze. Sie bieten ebenfalls die willkommene Gelegenheit, das Gelesene zu „verdauen“. Gute Autor:innen helfen dabei übrigens ganz unauffällig, indem sie selbst einen Absatz mit kompliziertem Inhalt abschließend noch mal in anderen Worten auf einen Nenner bringen. Wichtig: Das widerspricht nicht dem Prinzip, sich auf das Wesentliche zu beschränken!
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Treffende Argumente Treffende Argumente Nicht nur im Berufsleben, sondern auch im Privatleben möchten wir mit unseren Argumenten wahrgenommen werden. Das kann bedeuten, Gesichtspunkte auszutauschen, für die eigene Sicht der Dinge zu werben, eigene Anliegen zu begründen.
Im alten Griechenland genossen Menschen, die gut argumentieren konnten, hohes gesellschaftliches Ansehen – daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn der griechische Naturforscher und Philosoph Aristoteles über Rhetorik sprach, meinte er damit die Kunst der Überzeugung (nicht der Überredung!). Er unterschied dabei drei Aspekte:
Logos: Überzeugen durch (Sach-)Argumente, Definitionen, Daten, Statistiken, Zitate oder Beispiele. Wenn wir stichhaltig und nachvollziehbar sachlich argumentieren, vergrößern wir die Chance, als Expert:in wahrgenommen zu werden und wir sprechen den rationalen Verstand an.
Pathos: Überzeugen durch das Hervorrufen von Gefühlen, Begeisterung oder Betroffenheit. Die Kraft der Argumente hängt auch davon ab, wie stark sie das Gegenüber emotional berühren, wie sehr wir dem Publikum Wertschätzung, Sympathie, Empathie vermitteln. Dazu kann auch gehören, berührende Einzelschicksale beispielhaft zu erzählen.
Ethos: Überzeugen durch den Charakter (die moralischen Werte). Vermittle ich Haltung, Glaubwürdigkeit, Authentizität? Vermittle ich glaubwürdig den gemeinsam geteilten Fundus an Interessen, Erfahrungen oder Werten? Wir Menschen reagieren empfindlich auf fehlende Authentizität („Wasser predigen, selbst Wein trinken“). Fehlt sie, ziehen wir sofort die Botschaft als solche in Zweifel.
Auch beim Argumentieren gilt übrigens: Der erste Eindruck zählt und prägt. In diesem Sinne sollten Sie Ihr stärkstes und bestes Argument auch als erstes Argument platzieren.
Und es lohnt sich, schon im Vorfeld einer Diskussion oder Verhandlung zu überlegen, was am Ende für einen selbst stehen soll und wo man gegebenenfalls zu Kompromissen bereit ist.
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Don´t panic! Don’t panic! Don’t panic! Leichter gesagt als getan. Deswegen hier einige Anregungen für eine gelingende Kommunikation von Risiken und für die Kommunikation in Krisensituationen.
Bei der Auseinandersetzung mit Risiken geht es um mehr als deren Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzielles Schadensausmaß. Denn wir alle treffen eine ganz subjektive Einschätzung über mutmaßliche Gefahren. Wobei wir dabei gerne im Sinne eines Gradmessers für die eigene Einschätzung die Thematisierung in den Medien heranziehen.
Wenn Forschende über Risikothemen sprechen, sollten sie nicht nur mit kalten Fakten und Zahlen argumentieren, sondern das jeweilige Gegenüber in seiner unter Umständen individuellen Betroffenheit ernst nehmen.
Wichtig in der Kommunikation über potenzielle Risiken ist es immer auch auf den potenziellen Nutzen hinzuweisen, die mit einem Forschungsfeld oder in der Anwendung einer Technik verbunden sind. Damit kann thematisiert werden, warum es unter Umständen gerechtfertigt ist, bestimmte Risiken einzugehen.
Allgemein sind in der Risiko- wie auch der Krisenkommunikation kurze und klare Sätze mit eindeutigen Aussagen gefordert, die Orientierung geben. Ein ständiges Wenn und Aber stiftet dagegen Verwirrung.
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