Zehn Jahre NaWik: „Eine wunderbare Entwicklung“

Im Jahr 2012 gegründet, hat das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) am 20. Mai im Karlsruher Bürgerzentrum Südstadt sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Hier ein Rückblick von unserem NaWik-Dozent Klaus Wingen mit „Schnappschüssen“ in Textform.

Markus Brock, NaWik-Aufsichtsratsmitglied, Wissenschaftsjournalist und Moderator des Festabends , verweist auf die fundamentale Bedeutung guter Wissenschaftskommunikation. Und auf den Beitrag, den das NaWik dazu in den vergangenen zehn Jahren geleistet habe. „Eine wunderbare Entwicklung.“

Markus Brock

Die NaWik-Direktorin und -Geschäftsführerin Beatrice Lugger belegt diese Entwicklung mit Zahlen. Unter anderem mit über 6.000 Seminarteilnehmer:innen, rund 250 Seminare buchenden wissenschaftlichen Institutionen, sowie mit einem Team aus inzwischen 24 festen und 27 freien Mitarbeiter:innen. Ihre Wertschätzung für die Leistung ihres gesamten Teams hebt Beatrice Lugger in ihrer Begrüßung ausdrücklich hervor.

 

Virtuelle Geburtstags-Glückwünsche kommen von der Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und der Landesministerin Theresia Bauer. In ihren Video-Botschaften heben Beide hervor, wie wichtig – gerade heute – Wissenschaftskommunikation für das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ist. Und wie wichtig es ist, dass eine Einrichtung wie das NaWik passendes Handwerkszeug dazu vermittelt.

Das NaWik hat zwei Träger, zum einen die in Heidelberg ansässige Klaus Tschira Stiftung, zum anderen das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). KIT-Präsident Professor Dr. Holger Hanselka benannt mit den Sektoren „Energie“ und „Informationstechnologie“ zwei Zukunftsfelder, bei denen ein gemeinsames Grundverständnis für die Wechselwirkung von Wissenschaft und Gesellschaft unverzichtbar ist. Das NaWik in Karlsruhe vor Ort zu haben, sei ein „ausgesprochenes Privileg“. Für die Klaus Tschira Stiftung erinnert deren Geschäftsführer Prof. Dr. Carsten Könneker in seinem Glückwunsch an die – von ihm damals in der Rolle des Geschäftsführers und Direktors aktiv mitgestalteten – Anfänge des NaWik. Dessen historische Wurzeln reichen nämlich noch ein bisschen tiefer, Initialzündung war der Wunsch, die Aktivitäten rund um den 2006 erstmals verliehenen Klaus Tschira Preis („KlarText“) umfassend auszubauen. „Der Bedarf war riesig, das Angebot hundsmiserabel“.

Mit einem „Science Rap“ sorgt Dr. Lorenz Adlung für eine höchst unterhaltsame Performance, später am Abend untermalt das Duo Amacord die Veranstaltung musikalisch.

In ihrer Keynote erzählt die Wissenschaftsjournalistin und Moderatorin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim „Das Märchen von der kommunizierenden Wissenschaftlerin“. Sie verweist auf ihr eigenes Erstaunen, wie wenig selbstverständlich es ist, dass wissenschaftlich klar belegte Tatsachen auch als solche wahrgenommen werden. Auch in den Medien fehle es häufig an einem Verständnis (im Sinne von Begreifen) hinsichtlich evidenzbasierter Wissenschaft. Durchaus selbstkritisch blickt sie dabei auch auf die Medienlandschaft, in der es zu oft an naturwissenschaftlicher Sichtweise und Kompetenz fehle. Interessant ihr Verweis auf das „Aufmerksamkeits-Dilemma“ der Wissenschaft: Ohne Aufmerksamkeit haben wissenschaftliche Erkenntnisse keinen Impact, werden also kaum wahrgenommen. Eine hohe Aufmerksamkeit führe aber tendenziell aufgrund wenig differenzierter Darstellung zu einem schlechteren Verständnis wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Dr. Nguyen-Kim ist Teilnehmerin einer Panel-Diskussion. Ebenso wie Beatrice Lugger, wie Dr. Mirjam Jenny, Entscheidungsforscherin an der Universität Erfurt und Keynote-Sprecherin der WissKon am Vormittag dieses Tages, und wie Cordula Kleidt, Referatsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Wissenschaftskommunikation im Wandel – den Wandel kommunizieren“, so lautet das Thema der Diskussionsrunde. Cordula Kleidt betont die klare Aufgabenverteilung einer Wissenschaft, die fundierte Daten und Informationen liefert, und einer Politik, die dann die nötigen Entscheidungen trifft und verantwortet. Viel gute Streitkultur sei gerade in Zeiten von Corona abhanden gekommen, obwohl es streitbarer Demokratien bedürfe. In diesem Zusammenhang bekräftigt auch Beatrice Lugger, dass ein fruchtbarer Disput in der Wissenschaft, ein Hinterfragen von Erkenntnissen, unabdingbarer Teil der wissenschaftlichen Arbeit ist – und nicht ein Streit unter Gelehrten. Zu häufig werde Wissenschaft als „Problemlöse-Maschine“ interpretiert, was fast zwangsläufig zu Enttäuschungen führe, wenn dies nicht funktioniere.

Wie ein Roter Faden zieht sich ein Thema durch die Veranstaltung, das auch das NaWik umtreibt und zu neuen Angeboten anregt – dass nämlich Forschende zunehmend häufig beleidigt oder gar bedroht werden, wenn sie ihre Sicht der Dinge darstellen. Dies könne und dürfe nicht sein, so die einhellige Meinung der Teilnehmenden. Nötig sei unter anderem, Forschenden in solchen Situationen beizustehen und sie schon im Vorfeld mit nützlichem Vorwissen über den Medienbetrieb, mit Handlungs- und mit Kommunikationsoptionen auszustatten.

Info-Stände vermitteln den Gästen einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten des NaWik. Nicht nur den NaWik-Mitarbeiter:innen, sondern auch den Gästen ist die Freude anzumerken, sich unter Berücksichtigung einschlägiger Corona-Richtlinien endlich einmal wieder persönlich zu treffen. Dieser Austausch bestimmt den weiteren Verlauf des Abends.

Hier wird das ausführliche Programm vorgestellt mit einer Zitatreihe zu „Wissenschaftskommunikation im Wandel“.

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Als Exponat gab es eine kurzweilige Zeitreise durch die Geschichte des NaWik. Zusammengefasst findet sich hier verlinkt auch die Übersicht zum Programm der Jubiläumsfeier und Zitate von Wegbegleiter:innen zur Wissenschaftskommunikation im Wandel.

 

Fotos: Tim Wegner