WissKon24: Information, Emotion – und mehr

Wo können sich Forschende untereinander austauschen, die nicht nur ihrer wissenschaftlichen Arbeit nachgehen, sondern die darüber auch gerne mit Nicht-Fachleuten sprechen? Die Antwort lautet: Auf der „WissKon“. Das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) hat diese Fachtagung nun zum fünften Mal ausgerichtet. Rund 120 Wisskomm-Interessierte haben am Freitag, 19. April 2024, im Karlsruher Bürgerzentrum Südwerk daran teilgenommen, viele weitere verfolgten die Veranstaltung im Livestream.

Eine der spannnendsten Fragen in der Wissenschaftskommunikation lautet bekanntlich: Wie erreiche ich am besten meine Zielgruppe? Dazu gehört Information, klar. Und dazu gehört Emotion. Auch das ist zwar nicht wirklich neu, aber die WissKon24 lieferte jede Menge eindrucksvoller Beispiele, wie sich Gefühlswelt und wissenschaftliche Erkenntnisse miteinander verbinden lassen.

Besonders deutlich wurde dies beim Format 7×7: In jeweils sieben Minuten präsentierten Akteurinnen und Akteure aus der Wissenschaftskommunikation sieben Projekte, die von einem überzeugenden Umgang mit der Vermittlung von Wissenschaft zeugen. Dem Pflanzenphysiologen Dr. David Spencer beispielsweise gelingt die Verbindung von Information und Emotion mit dem YouTube-Kanal „Krautnah“, Nicole Paschek von der Universität Luxemburg setzt auf Comics, die inzwischen drei Bände füllen, und der Astrophysiker Dr. Tobias Beuchert verbindet in eindrucksvoller Weise Orgelmusik, Licht-Installationen und Astronomie zu Momenten des Staunens über unseren Planeten Erde. „Je mehr Emotionen damit verbunden sind, desto herausfordernder ist die Debatte,“ lautete eine Erfahrung von Adelina Olbrich, die mit te.ma eine neue Plattform für Wissenschaft und Debatte vorstellte. Bei Marlene Knoche haben die Besucher:innen eines virtuellen Hotels (Hilbert’s Holidays) „wie aus Versehen großen Spaß an Mathe“, Meteorologinnen und Meteorologen der Universität Leipzig erzählen in einer Multimedia-Story über Schneeflocken in den Rocky Mountains. Eva Grommes gewann unsachlichen und unerfreulichen Kommentaren ihres Kommunikationsprojekts zur Energiewende den Vorteil ab, offenkundig die erklärten Gegner:innen als eine weitere Zielgruppe angesprochen zu haben.

 

Letzteres ergänzt sich gut mit den ernsten Worten, die NaWik-Geschäftsführerin Beatrice Lugger zum Auftakt der WissKom24 an die Teilnehmenden gerichtet hatte. Freiheit sei „ein fragiles Gut“, das es zu verteidigen gelte gegen anti-demokratische Strömungen. Ihr Appell: Nicht nachlassen, Wissenschaftskommunikation genau zu diesem Zweck einzusetzen, Zugänglichkeit zu ermöglichen, noch mehr Brücken zu bauen.

Keynote von Prof. Dr. Laura M. König

In einer Keynote widmete sich die Gesundheitspsychologin Prof. Dr. Laura M. König der Forschung über Wissenschaftskommunikation. Mit Kolleginnen und Kollegen des von ihr mitgetragenen Blogs „InMind“ wertete sie 171 wissenschaftliche Paper aus. Ein Unterfangen, an dessen Ende elf Merkmale guter textbasierter Wissenschaftskommunikation standen. Dabei stachen unter anderem hervor: Eine alltagsnahe Sprache ohne Fachjargon zu verwenden, außerdem – vertrauensstärkend – die Erkenntnisse in neutralem Ton in einen Kontext einzuordnen, als wie gesichert gewonnene Erkenntnisse in der Fachwelt gelten und welche Unsicherheiten möglicherweise verbleiben.

 

Keynote von Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker

„Schrill, bunt, roh“ – diese Attribute verlieh der Dresdner Linguist Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker in einer weiteren Keynote dem Social-Media-Kanal TikTok, auf dem er mit seinen Videos eine beachtliche Reichweite erzielt. Er zeigte sich fasziniert von der Möglichkeit, sich mittels der For-you-page „sofort mitten im Erlebnisstrom“ zu befinden. Er bezeichnete es als sein Anliegen, Wissenschaft auf dieser Unterhaltungsplattform auf eine kreative Weise zu popularisieren. Als einen Nachteil von TikTok vewies er auf die fehlenden Timestamps: Es bleibe völlig unsortiert, wer wann wen mit einem Kommentar bedenkt.

 

In drei Workshops vermittelten Expertinnen und Experten im Verlauf der WissKon24 erfolgversprechende Mittel und Wege, die zum Gelingen einer überzeugenden Wissenschaftskommunikation beitragen können. Etwa indem gezielt Social-Media-Kanäle mit Bewegtbild bespielt werden oder komplexe Themen in Comics aufgearbeitet werden. Der Workshop zum Leitfaden zur Wissenschaftskommunikation der Jungen Akademie befasste sich unter anderem mit spannenden Dimensionen zwischen Wissen und Wertung, zwischen Komplexität und Vereinfachung, zwischen eigenem Fachgebiet und anderen wissenschaftlichen Feldern.
In einem Barcamp wählten die Teilnehmenden drei Themen für ihren fachlichen Austausch: Das „Wir-Gefühl“ kommunizierender Forschender zwischen Wissenschaft und Journalismus, den Umgang mit Desinformation und die Etablierung partizipatorischer Formate.

In bewährter Weise moderierte NaWik-Dozentin Dr. Ulrike Brandt-Bohne die diesjährige Veranstaltung. Dabei schlug sie elegant inhaltliche Bögen zwischen den verschiedenen Themen. Ein rundum gelungener Tag – so das Fazit der Teilnehmenden. Einer Neuauflage der WissKon im kommenden Jahr dürfte damit nichts entgegenstehen.

 

Weitere Impressionen der WissKon24 am 19. April 2024 aus dem Südwerk in Karlsruhe:

– KW