Künstliche Intelligenz in der Medizin – Diskussion
Am 26.10.2019 fand unter dem Motto „Künstliche Intelligenz in der Medizin – Reden Sie mit“ die Abschlussveranstaltung des NaWik-Projekts „RIKI – Risikokommunikation zur Künstlichen Intelligenz“ im Rahmen des Wissenschaftsjahres zur Künstlichen Intelligenz statt. Gut dreißig interessierte Bürger:innen nahmen intensiv an der Diskussion im Fraunhofer-Forum Berlin teil und teilten ihre Fragen und Beiträge mit Personen mit Expertise der Fraunhofer-Gesellschaft und des Berlin Institut of Health (BIH).
Im Zuge der Debatte gab der Leiter des Medical Data Space Thomas Berlage vom Fraunhofer FIT insbesondere Einblicke in den Bereich der Datensouveränität und Datenverarbeitung. Im Bezug auf die Datensicherheit seien zwei Punkte zu bedenken, erklärte er: Zunächst sei die technische Sicherheit zu gewährleisten. Darüber hinaus müsse aber auch sichergestellt sein, dass die zu behandelnde Person überblicken und verstehen könne, was mit den Daten passiert. Er vertrat zudem die Meinung, dass es keine Sinn mache, alle medizinischen Daten über ein gesamtes Leben zu speichern. Zweckgebunden erhobene Gesundheitsdaten aber könnten sehr nützlich für Auswertungen mittels KI-Algorithmen sein.
Eben solche zweckgebundenen Gesundheitsdaten sind zentral, um beispielsweise 3D-Simulationen von Organen zu entwickeln, erörterte Andrea Schenk vom Fraunhofer MEVIS. Schenk entwickelt solche Simulationen für Leberoperationen, um eine bessere OP-Planung zu gewährleisten und beispielsweise unnötige Blutverluste zu vermeiden. Sie wies darauf hin, dass man nicht nur von konkreten Entscheidungshilfen einer KI profitieren könne, sondern auch davon, dass KI neue Zusammenhänge aufdecke.
Dies bestätigte Alexander Meyer, Herzchirurg an der Charité (BIH). Als junger Arzt sei er überrascht gewesen, wie viele Daten gesammelt würden, ohne sie weiter zu verwenden. Durch die Kombination von KI-Anwendungen und „alten“ Methoden wie zum Beispiel dem Elektrokardiogram (EKG), könnten neue Erkenntnisse gewonnen werden. So sei es mittels KI heute beispielsweise möglich, Vorhofflimmern allein anhand eines EKGs vorherzusagen.
An der lebhaften Diskussion haben sich einzelne Bürger:innen direkt eingebracht und mit ihren Beiträgen und Fragen diese bereichert – und auch gezeigt, wo sie mögliche Chancen und Risiken sehen. Einig waren sich alle drei Expertinnen und Experten darin, dass Künstliche Intelligenz Ärzte nicht ersetzen kann und wird. KI kann sie aber entlasten und bietet neue diagnostische Möglichkeiten.
Ein Videomitschnitt der Veranstaltung folgt in Kürze auf unserer RIKI-Projektseite.
Hier ein paar erste Impressionen der Veranstaltung (alle Bilder ©NaWik).
Die Diskussion war die zweite öffentlichen Debatte im Rahmen des RIKI-Projekts. Die erste öffentliche Veranstaltung fand Anfang Juli in Karlsruhe zum Thema Autonomes Fahren und KI statt. Neben den beiden Debatten realisierte das NaWik auch Workshops für Nachwuchswissenschaftler:innen an sechs KI-Forschungs-Hotspots. Gemeinsam mit Forschenden aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz gingen wir potenziellen Auswirkungen ihrer Forschung, der mediale Berichterstattung sowie der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit nach.
Das RIKI-Projekt wurde im Rahmen des Wissenschaftsjahres durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglicht. (VA)