Mal Gegenwind, mal Rückenwind – wohin geht die Reise?

In diesem Jahr hatte das NaWik zur vierten „WissKon“ eingeladen, einer Konferenz, auf der sich kommunizierende Wissenschaftler:innen treffen, austauschen und in ihren Ideen bestärken. An der Tagung im Karlsruher Bürgerzentrum Südwerk nahmen über 100 Wisskomm-Interessierte teil, die ihre Arbeit gerne an Nicht-Fachleute vermitteln. Viele weitere folgten der WissKon23 im Livestream.

Das NaWik hatte die WissKon erstmals unter ein Motto gestellt, es lautete „Rückenwind und Gegenwind in der Wissenschaftskommunikation“. NaWik-Geschäftsführerin Beatrice Lugger hatte schon in ihrer Begrüßung verdeutlicht, dass die von ihr geleitete Einrichtung vielfältige Aktivitäten auf die Beine stellt, um für Rückenwind zu sorgen – über das stattliche Seminarangebot hinaus. So zählt das vom NaWik initiierte WissKon-Netzwerk mittlerweile über 500 Mitglieder, denen es LunchTalks, einen Journal Club und ein Mentoring-Programm bietet. Außerdem einen sogenannten „Mayday“-Button, über den Forschende um Rat und Unterstützung in der Community bitten können, wenn sie beispielsweise auf einem Social-Media-Kanal angefeindet oder gar bedroht werden. Zudem baut das NaWik nicht nur sein E-Learning-Angebot „WissKomm-Campus“ zielstrebig aus, sondern auch Projekte, die sich mit der Evaluation von Wissenschaftskommunikation befassen.

„Wissenschaftskommunikation ist kein Nischenthema, sondern Wissenschaftskommunikation gehört mitten in die Gesellschaft.“ Mit dieser Feststellung untermauerte die neue Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung, Lilian Knobel, welch große Bedeutung die Stiftung der Wissenschaftskommunikation zumisst. Ihre Erwartung: Es müsse selbstverständlich werden, dass exzellente Wissenschaft mit ausgezeichneter Kommunikation darüber einhergehe. Zu den zahlreichen Aktivitäten der Klaus Tschira Stiftung gehört folgerichtig die Trägerschaft des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik).

Zweiter Träger neben der Klaus Tschira Stiftung ist das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), in dessen Räumen das NaWik auch angesiedelt ist. Für das KIT-Präsidium untermauerte Vizepräsident Professor Dr. Thomas Hirth die Bedeutung eines Transfers von Wissenschaft in die Gesellschaft und den Austausch mit unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen. Dies diene nicht zuletzt dazu, das Vertrauen der Menschen in die Wissenschaft nachhaltig zu stärken.

Zwei Keynotes betrachteten die Wissenschaftskommunikation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dr. Jens Brandenburg, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, befasste sich mit der Wissenschaftskommunikation als einem wichtigen gemeinsamen Anliegen. Sein Appell: „Lassen Sie uns mutig neue Zielgruppen erschließen!“ Es gehe darum, die große Gruppe derjenigen zu erreichen, die zwar nicht den Wissenschaftsleugnern zuzurechnen seien, die aber bislang nicht viele Kontakte zur Wissenschaft gehabt hätten. Für sie müsse Wissenschaft greifbar gemacht werden.

Mitschnitt der Keynote von Dr. Jens Brandenburg

Dass sich solche Bemühungen für kommunizierende Forschende auch in irgendeiner Weise auszahlen müssen, forderte in der zweiten Keynote Dr. Amrei Bahr, Junior-Professorin an der Universität Stuttgart. Zeit und Ressourcen seien endlich, wenn es gelte – so ein von ihr verwendetes Bild – mit den „Bällen“ Forschung, Lehre, Drittmittel, Administration und eben Wissenschaftskommunikation zu jonglieren. Wissenschaftskommunikation sei kein „exzentrisches Hobby“, sondern setze eine angemessene, auch finanzielle Anerkennung und faire Arbeitsbedingungen voraus. In diesem Sinne müsse Wissenschaftskommunikation in einem Bewerbungsverfahren auch „mehr als ein nettes Ad-on“ sein. Amrei Bahr befasste sich auch mit den unschönen Seiten, die Wissenschaftskommunikation für Forschende haben kann: Anfeindungen aus der Öffentlichkeit, fernab eines sachlichen Gedankenaustausches, bis hin zu extrem unangenehmen sexualisierten Attacken. Davor gelte es Forschende besser zu schützen, zumal diese im Internet leichter aufzufinden seien als viele andere Personengruppen.

Mitschnitt der Keynote von Dr. Amrei Bahr

An einer von Beatrice Lugger geleiteten Paneldiskussion beteiligten sich neben Dr. Jens Brandenburg und Dr. Amrei Bahr auch Dr. Hanna Proner vom Verlag der Wochenzeitung „Die Zeit“ und Dr. Patrick Honecker, als Chief Communication Officer der TU Darmstadt. Daraus ergab sich eine aufschluss- und erkenntnisreiche Diskussionsrunde mit jeder Menge spannender Anregungen und Gedanken zu Aspekten wie Bildungsforschung, gesellschaftliche Akzeptanz und Kommunikationsstrategien.

Paneldiskussion bei der WissKon23 mit Dr. Hanna Proner, Dr. Jens Brandenburg, Dr. Amrei Bahr und Dr. Patrick Honecker (v.l.n.r.); Moderation: Beatrice Lugger

Paneldiskussion bei der WissKon23 mit Dr. Hanna Proner, Dr. Jens Brandenburg, Dr. Amrei Bahr und Dr. Patrick Honecker (v.l.n.r.); Moderation: Beatrice Lugger

Für den Verlauf der WissKon23 war damit allerdings erst Halbzeit. Nach der Mittagspause stellten sieben Forschende im 7 x 7-Format ihre Projekte vor, mit denen sie Erkenntnisse aus der Forschung auf teils recht ungewöhnlichen Wegen in die Öffentlichkeit bringen. So sorgt die „Bonner Physikshow“ inzwischen sechsmal jährlich für einen Hörsaal voller Nicht-Studierender, die anhand anschaulicher Experimente in die Welt dieser Naturwissenschaft eintauchen.

Souverän und sympathisch moderierte die NaWik-Dozentin Dr. Ulrike Brandt-Bohne durch die Veranstaltung, die am Nachmittag mit mehreren Workshops und einem Barcamp endete. Expertinnen und Experten vermittelten dabei Erfolgsrezepte, die zum Gelingen einer überzeugenden Wissenschaftskommunikation beitragen können – noch einmal Rückenwind also, und zwar weit mehr als nur eine leichte Brise.

 

Weitere Impressionen der WissKon23 am 05. Mai 2023 aus dem Südwerk in Karlsruhe:

 

– KW, VA